"Mein theures gutes liebes Weib, lebe wohl! wohl für die Zeit, die man ewig nennt, die es aber nicht seyn wird. Erziehe unsere - jetzt nur Deine Kinder zu edlen Menschen, dann werden sie ihrem Vater nimmer Schande machen." Sein letzter Wille lautet: "Mein Siegelring ist für Hans, die Uhr für Richard, der Diamantknopf für Ida, die Kette für Alfred, als Andenken. Alle sonstigen Andenken vertheile Du nach Deinem Ermessen. Man kommt! Lebe wohl! wohl!"
Trauer und Wut sind gewaltig, als die Nachricht von Blums Hinrichtung in den nächsten Tagen die deutschen Länder erreicht. Tausende versammeln sich zu Gedenkfeiern, Gedichte werden auf ihn geschrieben, der Kult treibt Blüten. Taktlose Blum-Verehrer wollen von der Witwe eine Reliquie ergattern, eine Pfeife oder Dose vielleicht, die dem großen Mann gehört hat. Der österreichische Gesandte in Dresden kann es nicht fassen: Man widme dem Andenken Blums "einen Cultus, welcher keinem Wohlthäter des Menschengeschlechts je ward".
Aber auch darüber rollt die Reaktion hinweg, mit frischen Kräften. In Olmütz wird am 2. Dezember ein neuer Kaiser gekrönt, Franz Joseph I., der sein Reich nach eigenem Verständnis von Gottes Gnaden regiert. Er löst den österreichischen Reichstag auf, oktroyiert eine Verfassung und herrscht bis zu seinem Tod 1916.
Kaiser Franz Joseph 1.
Eines der blutigsten Kapitel des Freiheitskampfes war die "Wiener Oktoberrevolution". Zu ihrem tragischen Helden wurde der Paulskirchen-Abgeordnete Robert Blum.
Robert Blum am Tag der Hinrichtung
Er hinterließ einen Brief für seine Frau..
Robert Blum |
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Online-ZeitungFreiheitskämpfer Blum: Der Märtyrer von 1848 |
Am 26. Oktober wird Blum ein Kommando übertragen: Als Hauptmann soll er die Sophienbrücke verteidigen, die den Donaukanal überquert und strategisch bedeutsam ist. Die mit zwei Barrikaden gesicherte Brücke wird vom gegenüberliegenden Ufer aus massiv beschossen. Blum gelingt es, zumindest die innere Barrikade über Nacht zu halten. Er fordert Verstärkung an; sie kommt nicht. Dann muss er sich zurückziehen. Wien liegt jetzt unter massivem Beschuss. Schließlich ein Hoffnungsschimmer, die Ungarn rücken vor. Doch sie werden am 30. Oktober vor den Toren Wiens geschlagen. Am Tag darauf folgt noch einmal heftiges Bombardement, in dem unter anderem das Dach der Hofbibliothek in Flammen aufgeht. Dann zieht Windisch-Graetz als Sieger in die Stadt ein.
Die Revolution liegt am Boden. 2000 Menschen sind tot. Blum, der gemeinsam mit Fröbel im sogenannten Stabsstockhaus eingesperrt ist, bangt und hofft. Immerhin dürfen sie in ihrer Zelle bei ordentlicher Verpflegung lesen, schreiben und rauchen. Am 8. November berufen sich die beiden Häftlinge in einem "feierlichen Protest" auf ihre Immunität als Abgeordnete, ohne erkennbare Wirkung. Gegen sechs Uhr abends wird Blum vor das Standgericht geführt. Seine aufrührerische Rede vor der Aula wird ihm vorgehalten, der bewaffnete Kampf sowie sein angebliches Ziel, den Kommandeur der Nationalgarde zum Präsidenten von Österreich zu machen. Nach zwei Stunden ist die Verhandlung vorbei, Blum kehrt bleich in seine Zelle zurück. Noch am selben Abend wird er in einen anderen Raum verlegt.
Am 9. November gegen fünf Uhr wird er geweckt. Es ergeht das Urteil: Tod durch den Strang. Aber "in augenblicklicher Ermangelung eines Freimanns" sei die Hinrichtung "durch Erschießen zu vollziehen". Dass Fröbel davonkommt, erfährt Blum wohl nicht.
Es hatte ein paar Tage gedauert, bis die Neuigkeiten um den 12. Oktober 1848 in Frankfurt eingetroffen waren.Dort zählte der Paulskirchen-Abgeordnete Blum zu den führenden Köpfen der gemäßigten Linken. Als glänzender Redner hatte er große Auftritte hinter sich, er war ein Liebling der Damen in den gutbürgerlichen Salons, er schuftete im Parlament für seinen Traum von Freiheit und Demokratie, und er hatte es genossen: "Süß, bezaubernd, schwelgerisch, wie ein Champagnerrausch", so war ihm das Leben in Frankfurt einmal vorgekommen.
"Wien war Blums Bestimmung"
"Wenn Wien nicht siegt, so bleibt nach der Stimmung nur ein Schutt- und Leichenhaufen übrig, unter welchem ich mich mit freudigem Stolze begraben lassen würde", schreibt er nach der Ankunft am 17. Oktober seiner Frau nach Leipzig. Nur für einen kurzen Besuch bei ihr und den Kindern hat er unterwegs die Zeit gefunden. Jetzt geht es für Blum um alles oder nichts.Am 23. Oktober tritt Robert Blum vor die "Aula", den permanenten Ausschuss der Akademischen Legion, der es weit über Wien hinaus zu hohem Ansehen gebracht hat. Seine flammenden, radikalen Aussagen sind bald Stadtgespräch.Der genaue Wortlaut ist nicht erhalten. Die "Wiener Zeitung" zitiert: "Keine halbe Revolution! Fortschreiten, wenn auch blutiges, auf der eingeschlagenen Bahn, vor allem, keine Schonung gegen die Anhänger des alten Systems." Notfalls müsse "ein Vernichtungskampf ohne Erbarmen" geführt werden.
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